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Oliver Britz

Institut für Didaktik des Sachunterrichts

 

Projekttitel:

„Medienscouts 2.0“ – eine explorative Studie über das mehrdimensionale Potential von Peer-Learning in inklusiven Grundschulen

BetreuerInnen: Prof. Dr. Daniela Schmeinck und Prof. Dr. Thomas Hennemann

 

Projektbeschreibung:

Obwohl das Gemeinsame Lernen von Schülerinnen und Schülern (SuS) mit und ohne sonderpädagogischen Unterstützungsbedarf mehr und mehr zur Realität in deutschen Schulen wird lässt die fachdidaktische Forschung inklusive Settings nach wie vor weitestgehend außen vor. Dabei scheint insbesondere der Sachunterricht für die inklusive Perspektive prädestiniert zu sein. „Er [der Sachunterricht] ist Bildung für alle an allem“ (Hinz 2011). Im Rahmen dieser Arbeit soll ein kleiner Beitrag auf dem Weg dahin geleistet werden das bestehende Forschungsdesiderat mittelfristig zu schließen.

In der explorativ angelegten Studie, die sich gedanklich an das von der Landesanstalt für Medien NRW durchgeführte Projekt „Medienscouts NRW“ (für SuS der Sekundarstufe 1) anlehnt, wird erforscht, ob und inwieweit die Methode des Peer-Learnings in inklusiven Grundschulen am Beispiel digitaler Medien gewinnbringend eingesetzt werden kann und in welchen Bereichen möglicherweise (noch) Grenzen oder Probleme bestehen.

Die zentralen Fragestellungen der Arbeit beziehen sich auf empirische Befunde aus verschiedenen Forschungsbereichen:

  • Technologien wie der Computer und das Smartphone sind heutzutage nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenken. Bereits Kinder im Grundschulalter sind nahezu überall von digitalen Medien umgeben. Laut der aktuellen KIM-Studie (2014) nutzen 48 % der 6 bis 13-Jährigen bereits Social Communities und 37 % der befragten Kinder hinterlegen im Internet eigene Fotos oder Videos (Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest 2015). Um nicht nur die Chancen, sondern eben auch die Risiken medialer Angebote zu erkennen und diese verantwortlich und kritisch nutzen zu können, brauchen Kinder Begleitung, Qualifizierung und Medienkompetenz. Fakt ist jedoch, dass die meisten Lehrkräfte nach wie vor wenig über digitale Medien und deren Relevanz für Ihre SuS wissen und diese im Unterricht weitestgehend unberücksichtigt lassen (Huth et al. 2011).

Forschungsfrage: Kann durch Peer-Learning die Medienkompetenz, die in unserem digitalen Zeitalter als Schlüsselkompetenz betrachtet werden muss, von Grundschulkindern erhöht werden?

  •  Forschungsergebnisse zeigen, dass durch das Gemeinsame Lernen Bildungsgerechtigkeit erreicht werden kann (Hildeschmidt 1998). Allerdings besteht das Problem der schwachen sozialen Integration vor allem bei Kindern mit Verhaltensproblemen im Gemeinsamen Lernen nach wie vor (Hennemann et al. 2014). Huber und Wilbert (2012) kommen zu dem Ergebnis, dass die Hälfte der Kinder mit Verhaltensproblemen im Gemeinsamen Lernen sozial ausgegrenzt wird (Huber & Wilbert 2012). Kinder mit Verhaltensproblemen weisen des Weiteren ein wesentlich ungünstigeres Fähigkeitsselbstkonzept als ihre Peers im Gemeinsamen Lernen auf (Haeberlin et al. 1991; Hennemann et al. 2014). Ergebnisse aus Metaanalysen geben Anhaltspunkte darauf, dass sich die Effekte von Peer-Learning nicht nur auf das akademische Lernen, sondern auch auf die sozial-emotionale Entwicklung und die soziale Integration von Kindern auswirken können (Ginsburg-Block et al. 2006).

Forschungsfrage: Kann durch Peer-Learning die soziale Integration, das Fähigkeitsselbstkonzept und das Sozialverhalten von Kindern mit Verhaltensproblemen verbessert werden?

  • Im Kontext der Studie wird angenommen, dass Kinder empfänglicher für Impulse und Hilfestellungen von Gleichaltrigen sind und Gleichaltrige aufgrund eines ähnlichen Mediennutzungsverhaltens zielgruppenadäquat aufklären und Wissen vermitteln können.

Forschungsfrage: Wie kann Peer-Learning im Setting der inklusiven Grundschule praktisch gelingen und kontinuierlich weiterentwickelt werden?

Da in der Studie sowohl formative als summative Aspekte der Evaluation Berücksichtigung finden, werden die Forschungsfragen mit Methoden aus der qualitativen und quantitativen Forschung angegangen.